Annehmen was jetzt ist
Das Leben zeigt sich und ich nehme dankbar an?
Noch vor nicht mal 10 Jahren war ich eine Frau, die viel gekämpft hat. Gegen sich, Situationen, die nicht gut erschienen, gegen Partner, kreisende Gedanken. Eine, die sich und andere nicht einfach annehmen konnte wie sie sind. Eine Frau die Gefühle wie Wut, Trauer oder Hilferufe ihres Körpers weggedrückt hat. Eine Frau, die sich nicht mehr richtig wahrnehmen konnte, Schwäche nicht zulassen konnte.
Dies hat mich seinerzeit ins Burnout geführt. Doch selbst als ich in der Burnout-Klinik war, konnte ich nicht annehmen, dass ich krank und nicht mehr die vermeintlich Starke war. Ich habe mich geschämt, wollte so rasch als möglich wieder in meinen krank machenden Alltag zurück.
Sehe es als ein Geschenk
Die Wende brachte ein Satz nach einer Woche Aufenthalt: «Sie können diese Wochen hier im Widerstand mit allem verbringen. Dann können sie eigentlich auch wieder nach Hause gehen, weil es nichts bringt. Oder sie nehmen ihre Krankheit und diese Wochen hier als Geschenk an, um ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Das habe ich dann auch getan. Ich danke diesem Menschen heute noch für diesen entscheidenden Satz!
Kampf und Widerstand gegen das was ist rauben Energie
Der Kampf gegen das was ist macht müde, raubt unendlich viel Energie. Er macht starr und verbissen und bringt uns keinen Schritt weiter.
Loslassen, aufhören sich zu wehren, annehmen was ist, bringt so viel Erleichterung.
Annehmen was jetzt ist
Gedanken zulassen
Lasse deine Gedanken zu, nimm sie an, kämpfe nicht dagegen an, unterdrücke sie nicht. Kampf verstärkt immer. Lass deine Gedanken kurz in die Realität, wenn sie dir nicht gefallen, kannst du sie abwandeln oder durch neue Gedanken ersetzen. Dafür musst du aber den ersten Gedanken akzeptieren und dann loslassen.
Gefühle annehmen
Wenn wir Gefühle unterdrücken, uns widersetzen, egal wie unangenehm, unangemessen, ungerechtfertigt oder überraschend sie auch sein mögen, werden wir sie nicht los. Sie werden nur noch schlimmer. Sie rumoren weiter, machen uns schlaflos, rauben Energie, machen vielleicht sogar krank oder lassen uns zu Suchtmitteln greifen, um sie zu unterdrücken.
Wenn wir Gefühle unterdrücken, verschliessen wir uns der Realität. Wir unterdrücken uns selbst. Verdrängte Ereignisse und Situationen in unserem Leben verändern die Dinge nicht. Solange ich das was ist ablehne, kann es nicht gehen, es muss sich wiederholen. Mit Zwang und Widerstand erreichen wir nichts.
Indem wir die Dinge annehmen können sie sich zum Guten wandeln.
Das heisst nicht, dass wir der Situation, wie sie ist voll zustimmen, dass wir sie toll finden. Dass wir Kränkungen zustimmen. Dass wir auf unsere Grenzen, Hoffnungen und Träume verzichten. Es heisst nur, dass wir den jetzigen Moment so wie er ist akzeptieren. Dass wir annehmen, wo wir momentan sind. Ihn akzeptieren und nicht abzulehnen im Sinne von «das sollte nicht da sein oder nicht passiert sein». Kein sollte, müsste, hätte!
Es heisst nicht zuletzt, uns und andere Menschen anzunehmen. An dem Ort, an dem wir gerade sind, so wie wir jetzt gerade sind.
Wenn wir annehmen, uns dem Moment hingeben, bringt uns das weiter auf unserem Weg. Wenn ich ja sage zu dem was ist, kann sich etwas wandeln. Es ist der erste Schritt in Richtung loslassen.
Wie gehe ich mit starken Gefühlen um?
Atme tief in das aufsteigende Gefühl hinein. Wo im Körper zeigt sich dieses Gefühl? Wie zeigt es sich? Hast du Bilder dazu? Fühle, nimm das Gefühl an, gib dich ihm hin. Atme ruhig und tief weiter. Gefühle wollen gefühlt werden. Sie kommen wie Wellen. Werden kleiner und gehen dann auch wieder.
Vertrauen ins Leben
Annehmen und hingeben, hat mit Vertrauen zu tun. Kannst du dich dem Gedanken öffnen, dass alles seinen Sinn und seine Berechtigung hat, auch wenn der Sinn im Moment (noch) nicht erkennbar ist? Stell dir doch einmal die Frage: Was wäre, wenn das oder das nicht passiert wäre in meinem Leben?
Den Sinn können wir meistens erst später, im Rückblick verstehen. Aber anzunehmen, dass etwas einen Sinn hat, erlaubt uns, einen Sinn zu erkennen.
Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden
Im Rückblick war es in meinem Leben immer so. Tiefe Lebenskrisen haben etwas ausgelöst, mich verändert, mich entwickeln und reifen lassen. Nie war mein Leben danach schlechter als vorher.
Ich schaue heute auch auf schwierige Zeiten dankbar zurück. Sie haben mich etwas erkennen und viel über mich erfahren lassen. Was ich erlebt habe an Trauer, Verlust und Schwierigem war im Rückblick eine Chance. Weil es mir den Weg für etwas Besseres geebnet hat. Weil es mir einen neuen, anderen Weg ermöglicht hat.
Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichbare (Christian Morgenstern)
Gerade mein Burnout hat eine wichtige Wende in meinem Leben eingeleitet. Früher war ich bei starken Gefühlen, Schmerzen, Schwäche panisch. Heute manchmal auch noch, aber nur für kurze Zeit. Wenn ich wieder mal im Kampfmodus bin, zeigt mein Körper ziemlich schnell seine Grenzen. Diese nehme ich heute dankbar an, als kleiner Warnschuss, als unmissverständliches «schau mal genauer hin». Dann weiss ich, meine Seele braucht Stille, liebevolle Zuwendung und viel Zeit mit Dingen, die ihr Gut tut. Eine Rückkehr vom Aussen ins Innen.
Viele Grüsse und bis demnächst
Deine Verena Gehrig
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